Zukunftssichere Bedingungen für ambulante Pflegedienste schaffen!
Schneverdingen. Seit Jahren und besonders seit der Coronapandemie steht das Pflegepersonal der Kliniken, stationären Einrichtungen und ambulanten Pflegedienste besonders im Fokus. Aus diesem Grund hat der örtliche Landtagsabgeordnete Karl-Ludwig von Danwitz (CDU) den „Verein zur Pflege“ in Schneverdingen besucht und sich über die aktuelle Situation in der ambulanten Pflege informiert. Zum Verein gehört der seit über 30 Jahren bestehende Bereich des ambulanten Pflegedienstes, die 2011 gegründete Wohngemeinschaft „Lebensraum“ in der Bahnhofstraße, der „Schaukelstuhl“ – der in diesem Jahr schon seit 10 Jahren existiert und sich der Vermeidung von Vereinsamung verschrieben hat – und die Kindertagespflege „Schaukelpferd“ in den Räumen des Schaukelstuhls.
Gerade die Kindertagespflege sei ein Pfund für die Gewinnung von Pflegepersonal – erläutert die stv. Geschäftsführerin Ulrike Röhrs – „Für unsere Mitarbeiterinnen ist dieses Angebot der Kinderbetreuung im Haus eine große Hilfe, da wir schon einen ganz frühen Beginn der Betreuungszeit anbieten“ so Röhrs. Außerdem stünden die Plätze nicht nur den Mitarbeitenden des Pflegedienstes zur Verfügung, sondern auch externen Kindern. Insgesamt sei der Pflegeberuf attraktiver als sein Ruf: Für examinierte Pflegekräfte biete sich ein breites Feld von Tätigkeiten, die nirgendwo sonst in einem so weiten Spektrum auftrete. „Natürlich können wir noch mehr Pflegepersonal gebrauchen, denn wir müssen leider häufig Anfragen von potenziellen Kunden aus Kapazitätsgründen ablehnen, wir freuen uns auf jeden Fall über Bewerbungen“ ergänzt Henrich.
Nach der kurzen Einführung und einer Besichtigung der Betriebsräume ging es dann ans Eingemachte: Pflegebedürftige Menschen sollen gut versorgt werden, immer wieder wurde darüber gesprochen, dass gute Pflege auch angemessene und gute Löhne benötigt. Damit ist es aber noch nicht getan. Die Vergütung von Pflegeleistungen ist in jedem Bundesland in Versorgungsverträgen und Vergütungsvereinbarungen geregelt. Die Pflegedienste erbringen und berechnen ihre Leistungen anhand sog. Leistungskomplexe. Alle durchgeführten Leistungen werden monatlich in einem Leistungsnachweis von der pflegebedürftigen Person unterschrieben und dann vom Pflegedienst direkt mit der Pflegekasse abgerechnet. Die Leistungskomplexe sind mit Punktzahlen bewertet. Jeder Leistungskomplex wurde von den Spitzenverbänden der Krankenkassen mit einer Punktzahl bewertet. Der Punktwert wird von der Kasse festgelegt. „Der Vergütungssatz entsteht durch Multiplikation der Punktzahl mit dem festgelegten Punktwert – und der ist in Niedersachsen viel zu niedrig, um kostendeckend arbeiten zu können“ erläutert die Geschäftsführerin des Vereins zur Pflege Monique Heinrich. „Nicht nur die Pflegekräfte müssen die nötige Wertschätzung erhalten und in ihrer Rolle gestärkt werden. Damit die Pflege in Deutschland eine Zukunft hat, ist es wichtig, Verbesserungen und Veränderungen bei der Vergütung der Pflegeleistungen durch die Spitzenverbände der Krankkassen herbeizuführen.“ stimmt von Danwitz zu.
So wurden die Wegegelder für Fahrten zu den Kunden zwar um 11 Cent angehoben, sind allerdings immer noch unterfinanziert, denn die Benzinkosten hätten sich in den letzten drei Jahren verdoppelt. „Dazu kommt, dass es für jede Fahrt dieselbe Summe gibt, egal ob die anzufahrende Adresse innerhalb Schneverdingens liegt oder in Ehrhorn“ so Ulrike Röhrs. Nach eigenen Angaben könne der Berufsverband die Pflegebetriebe gegenüber den Kassen nicht unterstützen, da Schiedsgerichte Zahlen und Analysen von jedem Betrieb fordern, die kleine Einrichtungen wegen des Mangels an entsprechendem Fachpersonal gar nicht liefern können.
Weiter ging es durch eine Vielzahl an Themen, die den ambulanten Pflegediensten wohl alle unter den Nägeln brennen: vom viel zu hohen Zeitaufwand für zu schreibende Berichte, langen Wartezeiten bei der Beantragung von Hilfsmitteln oder den Vorschriften zur sogenannten Telematikinfrastruktur, deren Umsetzung in Kürze Pflicht wird, aber in dem geforderten Umfang bei den meisten Pflegediensten gar nicht notwendig ist. „Im Endeffekt kostet die Umsetzung enorm viel Geld und wird dann gar nicht so genutzt und für die Abläufe gebraucht, wie es vom Gesetzgeber vorgesehen ist“ schildern Heinrich und Röhrs.
Sämtliche Punkte hatten sie – in Teilen gemeinsam mit Ole Bernatzki vom AHD Jesteburg – verschriftlicht und Karl-Ludwig von Danwitz mit Bitte um Weiterreichung an die zuständigen Sozialpolitiker in der Landtagsfraktion überreicht. „Die CDU hat diese Probleme auf dem Schirm. Ich werde die Unterlagen gleich nächste Woche meinem Kollegen im Landtag Volker Meyer überreichen und auch weiter bei diesem Thema am Ball bleiben.“ verspricht der CDU-Abgeordnete „Jeder, der schon mal Pflegeleistungen für sich selbst oder Angehörige in Ansprüche genommen hat, weiß den Beruf der Pflegefachkraft zu schätzen und hat mit Sicherheit auch schon vom hohen persönlichen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitiert. Sie leisten hervorragende Arbeit und tragen dazu bei, dass Menschen in ihrer häuslichen Umgebung ein möglichst selbst bestimmtes Leben führen können. Es wird höchste Zeit, dass wir auch die Vergütungen der Pflegedienste in den Fokus nehmen und dazu beitragen, zukunftssichere Bedingungen für die Betriebe zu schaffen “ so von Danwitz abschließend.
Ausprobiert und für gut befunden – der neue Plaudertisch im ´Schaukelstuhl`.
Was it ein Plaudertisch? Infos über den Link